Die Oper ruft und wir besorgen Karten. Wann es beginnt? Na halb Acht. Fahrzeit wäre so 1,5 Stunden - mit Puffer 2. Eine Stunde noch obendrauf, es gibt schließlich eine halbe Stunde vorher noch eine Einführung. Also gehts halb Fünf auf die Piste.
16:30 Noch eben schnell die Wäsche aufhängen, Anzug an - achja, die Karten. Dann gehts auch schon los.
16:40 Abfahrt Richtung Autobahn.
16:41 "Ach übrigens, die Oper fängt schon um 7 an." - "Hoppla, ok, kein Problem, wir haben ja jede Menge Puffer. Und notfalls pfeifen wir halt auf die Einführung" - "Eben."
16:42 Stau auf der Autobahn. 5.1? Ach Du Schande, Rückreiseverkehr. Wir fahren mit 30 Km/h in Richtung Metropole; also so wird das nichts. Wir lassen eine oder zwei Ausfahrten vorüberziehen um die nächste dann beherzt zu nehmen.
17:00 Dann halt Landstraße! Das Umfahren von Staus, hat der ADAC irgendwann mal im Radio gesagt, mag mental wichtig sein, weil sich was bewegt - nur lohnen würde es sich in der Regel nicht. Mir doch egal - lieber sollen die Kolben glühen als dumm Stau zu versauern!
17:10 Natürlich Sonntagsfahrer überall (obwohl Samstag ist) - es dauert alles ewig. Seit wann fahren am Samstag abend auf dem Land Linienbusse?
17:45 Checkpoint! "Ab hier dauert es sonst immer 50 Minuten". Also gut, ich brauche keinen Taschenrechner um zu wissen: Das wird knapp!
17:50 Endlich. Kraftfahrtstraße. Und wieder am falschen Ende gespart - die Winterreifen machen nur bis 170 mit.
18:15 Wir sind wieder auf der Autobahn - ab hier ist alles frei. Die ausgedruckte Anfahrtsbeschreibung muss her, es wird langsam ernst. Noch 45 Minuten.
18:18 "Was? Die Autobahn, die hier steht, kommt aber von der anderen Himmelsrichtung." - "Dann schau mal in den Straßenatlas..." - "Den hast Du gestern in den Kofferraum". "Aha". Anhalten? Etwa eine wertvolle Minute opfern? Drauf gepfiffen, wir werden es schon auch so finden, wir sind ja nicht das erstmal dort (mindestens das zweite mal...)
18:20 Die Anfahrtsbeschreibung hat eine kleine Übersichtskarte dabei. Wir navigieren schon mal.
18:30 Ortsschild. Gar nicht schlecht - noch 30 Minuten - wir können es noch schaffen und versuchen, nach der kleinen Karte auf der Anfahrtsbeschreibung die Oper zu finden.
18:40 Wir sind in der richtigen Straße!!!
18:45 Wir finden die verdammte Oper nicht!!!
18:46 Wir fragen. Antwort: "Oper? HIER? Keine Ahnung...". Wir fragen woanders: "Nee, da sind sie falsch, das ist ca. 2 Km in die Richtung (zeigt nach Osten)". Nochmal auf Nummer sicher gehen und Person drei sagt: "Doch doch, es ist nicht weit (und zeigt nach Westen).
18:52 Wir sind im Parkhaus, 3 Gehminuten von der Oper.
18:55 YES. Wir stehen vor der Oper. Noch 5 Minuten!! Nichts wie rein!
18:56 Die Oper ist geschlossen. Der Wächter weiss: Die Oper betreibt zwei Häuser - die Vorstellung ist im anderen Haus. Wir sacken innerlich (und wohl auch äußerlich) zusammen. Das gibts doch nicht! Ich verfluche die Anfahrtsbeschreibung.
18:57 Taxi in Richtung anderes Opernhaus. Dahin (ich zeige dem Taxifahrer verzweifelt die Eintrittskarten vor). Er weiss bescheid.
18:58 Wir lachen uns kaputt, weil alles so absurd ist
19:00 Die Vorstellung beginnt ohne uns - Irgendwo vorne in der fünften Reihe sind jetzt zwei Plätze frei.
19:05 "Übrigens, ich finde das Parkticket vom Parkhaus nicht mehr." - "Stand da nicht was von: geöffnet bis 23 Uhr?" 4 Akte, 1 Pause und eine Taxifahrt ... Ich komme ins grübeln und gehe im Kopf schon mal die Hotels durch, die ich hier kennen könnte. Das Auto bekommen wir da nie mehr raus.
19:10 Wir sind da, stürmen hoch ins Foyer und erfahren, das der Eingang der falsche war. Das Pärchen vor uns hat offensichtlich das gleiche Schicksal und ist sichtlich angefressen. Eine Tür weiter sind wir richtig.
19:12 Wir betreten die Oper. Der Platzanweiser sagt was von Späteinlass und das die eigentlichen Plätze nicht vor der Pause eingenommen werden können. Der Glatzkopf von dem Pärchen will diskutieren, aber wir müssen ausweichen. Im 3. Rang gibts noch Stehplätze. (Stehplätze!?) Ich muss lachen. Aber gut - schließlich sind WIR zu spät.
19:13 Auf einem Monitor im Foyer kann man die Aufführung verfolgen und wir stellen fest: Die Bühne enthält ein Podest, einen Sessel darauf und dahinter eine 5m Wäscheleine mit Vorhang. Fraglos eine moderne Inszenierung - und wir hassen es aus tifestem Herzen! Unfassbar was alles schief gehen kann ...
19:14 Wir eilen drei Stockwerke hoch und - es sind noch 30 Meter zur Tür - plötzlich schrillt die Glocke - "Sofort rein!" Alles rennt wie angestochen in Abendgarderobe quer über den Gang und gerade ebbt der erste Arien-Applaus ab, da sind wir auf den Stehplätzen angelangt.
19:15 Wir entdecken aus dem 3. Rang unsere Plätze in der fünften Reihe. Man könnte runterspucken. Wir grinsen.
21:00 Pause. Das Ticket vom Parkhaus taucht in irgendeiner Tasche auf, wir nehmen unsere Plätze ein und seit dem zweiten Akt ist das Bühnenbild üppiger, die Inszenierung ist absolut gelungen und die Akteure sind große klasse.
22:30 Alles zu Ende.
Irgendwie habe wir das gute Gefühl: Der Abend wird wohl zu recht unvergesslich sein!
Montag, 7. Januar 2008
Leben: Ein Drama um die Oper (von Optimist)
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