Samstag, 12. Januar 2008

Hörbuch: Die schärfsten Kritiker der Elche ... (von Optimist)

... waren früher selber welche. So der Titel einer Autorenlesung von Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr. Zugegeben, Autorenlesungen fixen mich an. Ich finde einfach, dass der vorgetragene Inhalt nochmal durch die Betonung des Autors an Detailschärfe gewinnt. Das ist den drei Vortragenden auch durchaus gelungen.

Alle drei Autoren, die sich der "Neuen Frankfurter Schule" zurechnen, gehören zum Titanic-Umfeld und sind/waren dort mindestens Autoren wenn nicht sogar Gründungsmitglieder. Fehlt eigentlich noch F.W. Bernstein, der zumindest nach eigenen Erinnerungen der Urheber dieses Hörbuch-Titels ist. Sei's drum.

Insofern kann man sich inhaltlich auch in etwa auf den Titanic-Humor einstellen: schwelende sprachliche Anarchie, allerdings nicht bissig und böse wie bei Titanic, meistens lustig, manchmal platt, aber auf jeden Fall gekonnt. Wer dann und wann denkt "das könnte auch von Otto sein" liegt gar nicht so falsch. Viele von Ottos Reimen stammen aus den Federn dieser drei Herren. Ein solcher Klassiker aus Gernhardts Feder (der allerdings nicht auf der CD vertreten ist!!):

Lieber Gott, nimm doch hin
Das ich was besond'res bin
Und nun gib doch endlich zu,
Dass ich klüger bin als Du!
So, und nun preise meinen Namen
Denn sonst setzt es etwas, Amen.


Wer diese Art von Humor nicht mag oder versteht, braucht sich die CD also gar nicht erst zulegen! Es ist allerdings, das muss nach der Otto-Bemerkung deutlich gesagt werden, keine CD, die auf Otto-Niveau hängen bleibt. Die Lyrik hebt sich deutlich ab, bleibt aber mit Nonsens durchsetzt.

Unschlagbar ist die Geschichte des kleinen Erdmännchens und des Raketenbauers Milne Pudersen. Das Erdmännchen begegnet Milne eines Tages, will ihm feenhaft drei Wünsche zusprechen, verdreht es aber und sagt zu Milne "Weil Du gläubig und bescheiden bist, habe ich jetzt drei Wünsche frei". Von Milne auf den vermuteten Versprecher hingewiesen reagiert das Erdmännchen mit Halsstarrigkeit, mag den Fehler nicht zugeben, zischt wieder ab ins Erdreich und erfüllt sich eben, da es sie nun schonmal hat, die drei Wünsche selbst: Ein Erdfrauchen, Ein Erdbeben und den spanischen Königsthron". Unweigerlich wird das Erdmännchen also später zu Juan Carlos und die Geschichte nimmt so ihren wirren Lauf.

Wer sich an ein bisschen Lyrik und Gedichten freuen kann, gleichzeitig aber auf schwerverdaulichen Herzschmerz und Lebensrat verzichten möchte, der wird mit der CD reich beschenkt. Mir hat sie gefallen, allerdings bin ich auch nicht total aus dem Häuschen.

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