Mittwoch, 26. November 2008

Leben/Presseschau: Neue Ansätze in der Abtreibungsdebatte (von Optimist)

Zugegeben, der Titel mag ein bisschen sperrig sein, aber er verspricht ungewollte Tiefenschärfe für das, was uns heute morgen im Deutschlandfunk während eines Interviews mit Renate Schmidt kredenzt wurde - unter eben genau jeder sperrigen Zusammenfassung: Neue Ansätze in der Abtreibungsdebatte.


Frau Schmidt beklagte in jedem Interview völlig zurecht, das viele Abtreibung einer Situation erwachsen, in der die Frau ein Kind vom Ex-Mann/-Freund erwartet und ihr neuer Partner dieses Kind nicht akzeptieren wolle und sie sich zu Rettung der neuen Beziehung für eine Abtreibung entscheidet. So weit, so beklagenswert. Das Frau Schmidt als Schlusssatz der Erläuterung und zur Unterstreichung ihres Missfallens dann aber sagt: "Ich halte das für fatal." - das trifft das Thema sicher ungewollt genau.

Gänzlich von den Socken war ich aber, als der Moderator angesichts der absoluten Zahl der Abtreibungen die Frage aufwirft, ob sich ein Land wie Deutschland dies hinsichtlich der bekannt problematischen demographischen Entwicklung überhaupt leisten könne, rein mathematisch. Das ist, das will ich neidlos anerkennen, ein vergleichsweise neuer Ansatz in der Abtreibungsdiskussion. Vorbei die Zeiten mit Demo-Schildern mit "Mein Bauch gehört mir!" und "Das Leben ist ein Geschenk Gottes!" - ab jetzt wird skandiert: "Hier stirbt meine Rente!" und "Der letzte macht das Licht aus!". 

Den Frauen, die sich gerade mit ihrem Gewissen plagen und vor einer tiefgreifenden Entscheidung stehen,  hilft diese Betrachtungsweise bestimmt ganz arg weiter. Zur Ehrenrettung von Renate Schmidt sei gesagt, dass sie sich die Betrachtung des Moderators nicht recht zu eigen machen wollte.

Schaltet morgen wohl einen anderen Sender ein

Optimist

Donnerstag, 20. November 2008

Leben: Vom Verblöden (von Realist)

Da muss ich doch dem Neoliberalisten gleich mal wieder zeigen, wo die deutschen Eliten liegen.


Beziehungsweise, wo nicht. Nämlich in meinem Hotelbettchen. Zum Beweis, ein Foto meiner Unterhaltungsauswahl für den Abend, den ich - wenig überraschend - dann doch mit Dr. House verbracht habe. Schon blöd, wenn man zwar vor Jahren zuhause den Fernseher abgeschafft hat, aber nie zuhause ist.

zappend,
Ihr Realist

Leben: Die Weisheit mit Löffeln gefressen! (von Neoliberalist)

Und noch so ein Highlight am politischen Himmel: Peter Struck. Unser geistiger Highflyer in Berlin fordert die Abschaffung der Wirtschaftsweisen. Begründung: die Prognosen der Wirtschaftsweisen in der Vergangenheit haben danebengelegen.
Lieber Herr Struck, erstens ist das ein systemimmanentes Problem von Prognosen, ansonsten wären es historische Daten (dumm nur, das die in der Vergangenheit liegen). Zweitens hat sich die Politik noch nie an die Handlungsanweisungen der WW gehalten: wie sollen da bitte die Prognosen eintreffen? Drittens: gibt es einen Politiker, der schon mal brauchbare Prognosen abgegeben hat? (Oder fangen wir lieber mit etwas Leichtem an: gibt es einen Politiker der schon mal die Wahrheit erzählt hat?) Und last but not least muss ich ihnen doch recht geben, andere Meinungen und alternative Wege sollte man sich in der Demokratie und in Berlin ohnehin nicht anhören. Vertane Zeit! Und schon gar nicht von Fachleuten.
Mein Tipp: befragen sie doch die Glaskugel! Das wäre eine echte Qualitätssteigerung ihrer Politik.

Ihr noch immer politikverdrossener
Neoliberalist

Dienstag, 18. November 2008

Leben: Gejagte Elite (von Neoliberalist)

Herr Steinbrück ist im Moment mein Lieblingspolitiker. Es gibt wenige, die ihm in Sachen Opportunismus das Wasser reichen können, und noch weniger, die sich mit einem fundierten Halbwissen so weit aus dem Fenster lehnen. Ich vergleiche ihn gerne mit Rumsfeld. Den nannten man während des Golfkriegs auch gerne "the loose cannon".
Peer für seinen Teil schimpft mal wieder auf die deutsche Elite. Glückwunsch Herr Steinbrück! Das ist mal richtig konstruktiv und löst all unsere Probleme.
Ein Vorschlag zur Güte meinerseits Herr Steinbrück: Wenn wir die deutsche Elite endgültig aus unserem Land vertrieben haben (mit falscher Politik und verfehlter Propaganda), dann können wir uns ja alle mit dem Arbeitslosen um die Ecke identifizieren. Ich wollte mich schon immer mal an Hartz 4 Empfängern orientieren: die haben weniger Stress, mehr Freunde, viele Kinder, die Trinkhalle um die Ecke und wenn sie wollen einen Platz an der Sonne! Was will man mehr?
Bloß nichts am System ändern Herr Steinbrück! Die böse Elite ist Schuld dran! (Ich könnte an dieser Stelle noch andere Vergleiche aus der Geschichte bemühen, würde aber evtl. über das Ziel hinausschießen.)

Euer politikverdrossener
Neoliberalist

Sonntag, 16. November 2008

Der Staat hat versagt (von Neoliberalist)

Lieber Optimist, hier bin ich wieder! Musste nach dem ganzen Kokainkonsum meine Nasenscheidewand wieder richten lassen.
Jeder wartet natürlich auf die Meinung von Neoliberalist bzgl. der Finanzkrise.
War es Markt- oder Politikversagen?
  1. Die wegen ihrer Beteiligung an der weltweiten Geldbeschaffung viel gescholtenen US-Investmentbanken sind kein Produkt des Marktes, sondern des 1933 erlassenen Glass-Steagall-Gesetzes.
  2. Fannie Mae und Freddie Mac: sind Staatsbetriebe; sie finanzieren über die Hälfte der Us-Immobilienkredite.
  3. Null Anzahlung: Der US-Kongress gab Anweisung Hypotheken mit Null Anzahlung (statt wie bisher 20 %) zu akzeptieren.
  4. Mae und Mac wurden dazuverdonnert anderen Banken Kredite von Ärmeren abzukaufen.
  5. Community Reinvestment Gesetz: mit diesem Gesetz wurden Banken gezwungen, bei der Kreditvergabe Ärmere nicht zu diskriminieren!
  6. Die US-Zentralbank hatte den Leitzins bis 2003 auf 1,0 % (!) gesenkt. Niedrige Zinsen = hohes Kreditvolumen!
  7. Mae und Mac konnten wegen Staatsgarantien den Zinssatz für Häuslekäufer noch weiter senken!
  8. Steuersubventionen: in den USA kann man Kreditzinsen von der Steuer absetzen.
  9. G. W. Bush: Mitte 2002 ließ er verkünden, dass er mit einem "aggressiven Programm die Barrieren auf dem Weg zum Hauseigentum einreißen" will.
  10. Wo war die US-Finanzaufsicht SEC (und die BaFin in Deutschland) als die "mortage backed securities" zugelassen wurden?

Noch Fragen? Ich glaube wir müssen Vater Staat mal wieder schuldig sprechen. Eindeutig Politikversagen!
Dass sich die Politik jetzt wieder als Retter aufspielt (und das auch noch mit meinen Steuergeldern!) beweist eigentlich nur die extrem gut laufende PR-Maschinerie in Berlin.

In Trauer um den verlorenen Liberalismus
Ihr Neoliberalist

Samstag, 8. November 2008

Leben: Do it yourself (von Realist)

Da hätte ich doch besser jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt. Der Knopf ist wieder dran - aber das Hemd vollgeblutet. So viel sparen kann sich auf Dauer kein Mensch leisten.

Ihr Realist

Dienstag, 4. November 2008

Leben: Vom Ende der Kreditwürdigkeit (von Realist)

Das sind doch mal ne Traum-SMS, im Sekundentakt, am Nachmittag! *Düdeldü* Ihre SIM-Karte ist gesperrt! *Düdeldü* Ihr Kontostand ist -595,48, wir buchen 15,-- ab *Düdeldü* Ihr Kontostand ist -580,48, wir buchen 15,-- ab *Düdeldü* ... *Düdeldü* ca. 20 *Düdeldü* später war dann Ruhe.

Der Supportchat hatte schon Feierabend, die online-Verbindungsüberssicht war nicht mehr da und die Hotline belegt.

Dankenswerterweise hat sich, ein paar Stunden später herausgestellt, dass dem Provider gestern "ein kleiner Fehler bei den Datentarifen" unterlaufen ist.

Los, Apple! Bring endlich ein 32GB-iPhone, damit ich ne Flatrate bekomme!

Ihr Realist

Montag, 3. November 2008

DVD: Revolver (von Realist)


Jetzt schiebe ich die Kritik (wie so viele andere) seit Wochen vor mir her. So langsam muss ich den Film erst noch mal ansehen, bevor ich was schreibe.

Na, ich mach's kurz: Gerechnet habe ich mit einem netten, Sonntag-Abend-Actionfilm in bester Jason Statham-Manier. Aber Regieseur Guy Ritchie hatte wohl mehr im Sinn.

"Revolver" hat eigentlich alles, was ein guter, stylischer, kultiger, leicht psychodelischer Film so braucht. Ein, zwei tolle Schauspieler, einen wirklich tollen Look, eine etwas schräge Geschichte und eine Priese Mord und Todschlag. Aber komischerweise gibt die Summe der tollen Zutaten leider keinen tollen Film. Keine Ahnung warum. Auf jeden Fall schade.

Fazit: Das war schon das Fazit.

Ihr Realist

Link zur offiziellen Website

Sonntag, 2. November 2008

Leben: Magellan, Molukken und Löß in der Pampa (von Optimist)

Beim Nachschlagen des Wortes "Löß" in Wikipedia heißt es:

Löss (auch Löß mit langem Vokal gesprochen) ist ein äolisches Sediment, das vor allem aus Schluff besteht.

Aha. Da habe ich wohl in Erdkunde mal wieder geschlafen. Aus "Schluff" also!? Das hätte Walter Mörs nicht besser sagen können: "Löß besteht vor allem aus Schluff". Wahrscheinlich leben auf diesem Boden dann auch wilde Gnupfe und fressen bevorzugt das Schamkorat, das da überall an den Rabinken wächst.

Löß (aus Schluff!), wenn wir schonmal beim Thema sind, ist die reichlich vorkommende Erdmasse in der Pampas, die wiederum in Patagonien vorkommt. Patagonien hat seinen Namen übrigens von Magellan verpaßt bekommen, weil ihn die dort angetroffenen recht groß gewachsenen Tehuelche-Indianer an die geschichtlich fiktive Figur des Riesen Pathagon erinnert haben. Dessen Namensherkunft wiederum ist unklar, man vermutet einen Zusammenhang zwischen patones (großen Füßen) und der Erscheinung des Riesen. Ob der allerdings schon was von Schluff und Löß verstand und ob er obendrein zwischen Grob-, Mittel- und Feinschluff unterscheiden konnte, bleibt im weiteren Verlauf des Artikels unklar.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich es weiss! Jetzt jedenfalls. Weil ich es nachgeschlagen habe. Gut, eigentlich wollte ich nur was über die Magellanstraße nachlesen, aber die Strudel und Winde dort sind ja dafür bekannt, dass die besten Seeleute abdriften. Wo war ich nochmal? Achja, der westliche Seeweg zu den Molukken und der Eintritt der Spanier in den Gewürzhandel ...

Fragt sich, ob er noch eine Abhandlung über Geschiebemergel  (enthält Schluff!) verfassen soll,

Optimist

Leben: Was macht eigentlich ... (von Optimist)

Ein Schattendasein als Lückenfüller in schwachbrüstigen Online-Publikationen führt ja oft genug eine Artikelgattung, die Altes, Vergessenes, Überholtes aufbackt und gewöhnlich mit "Was macht eigentlich ..." beginnt. Sowas passt ja dann ganz gut hierher.


Egon Krenz arbeitet im Blumenladen, Susanne Osthoff lebt verborgen - mehrseitig im ZEIT-Magazin-Interview ausgebreitet- in einer ungenannten Kleinstadt und will nicht erkannt werden und was Zlatko macht, weiss Gott sei dank keiner so recht.

Zeit also, die Frage nach den Leuten zu stellen, von denen schon länger nichts mehr zu hören ist: Was machen eigentlich ... die Neoliberalisten?

Man hört, Friedrich Merz, hätte "Das Kapital" auf dem Nachttisch. Hans-Olaf Henkel dreht mit dem Wind und ruft jetzt nach dem Staat. Aber sonst? Weniger Staat und so, hat das im Moment wohl keine Saison?

Ja, ich weiß, das ist übles Nachtreten und ungefähr so sympathisch wie "Ich hab's Dir gleich gesagt", aber das ist mir egal. Ich weiß, Eure Zeit kommt wieder. In 5 Jahren werdet ihr wieder rufen: "Staatsquote runter!" und "Der Staat ist ein schlechter Unternehmer" und vergleichbares Zeug. Hoffentlich habt ihr bis dahin die Zeche für die letzte Party zurück gezahlt. Dann ist auch der Kater vorbei und die Klappe kann wieder laut nach dem "freien Spiel der Marktkräfte" rufen.  Wir haben es ja bis dahin wieder vergessen. Wir Trottel.

Wahrscheinlich seid ihr gerade damit beschäftigt, Euch wieder billig in den Markt einzukaufen. Das ist ja die Gelegenheit. Aber denkt dran: Gewinne rechtzeitig mitnehmen, bevor in schlechten Zeiten noch jemand kommt, der was Wirres über Verantwortung und Beteiligung am Verlust erzählt.

Polemisch,

Optimist