Sonntag, 4. Januar 2009

Kino: Der Mann, der niemals lebte (von Realist)

So, dann tun wir dem R. aus T. halt den Gefallen und besprechen kurz "Body of Lies" bzw. "Der Mann, der niemals lebte", wie die wörtliche, deutsche Übersetzung lautet. Oder so.

Genau so dämlich wie der deutsche Titel ist auch der ursprüngliche Trailer, der - zumindest bei mir - den Eindruck erweckt hat, es würde sich um einen konventionellen Popcorn-Actionfilm, über einen Agenden hinter den feindlichen Linien, der von seinen Auftraggebern im Stich gelassen wird (oder so ähnlich), handeln. Ein Irrglaube. Wie meist, liefert Ridley Scott mehr als das ab.

Roger arbeitet verdeckt für die CIA im mittleren Osten. Er ist gut, er ist abgebrüht, er hat schon alles gesehen (oder so denkt er). Im Grunde ist er aber der Art und Weise, wie seine Vorgesetzten diesen "Krieg gegen den Terror" führen, überdrüssig. HighTech-gestützt mit Satelliten, Drohnen und Information-Warfare,  aus dem Eckbüro in den USA, und getrieben von blinden Aktionismus - immer nach der dämlichen Maxime, dass nur Feiglinge nicht sofort handeln, weil nur, wer nichts tut, nichts falsch machen kann - wird sich ein Fehlschlag nach dem anderen geleistet, bitter nötiges Vertrauen in der Region und die Erreichung längerfristige Ziele werden verspielt. So kann man keinen Krieg gewinnen, gegen einen Feind, der gelernt hat, dass er bei Verzicht auf moderne Kommunikation praktisch komplett vom Radar der Weltmacht verschwindet.

Oh, und selbstverständlich gibt es auch noch eine Romanze (sonst hätte ich mir den Film ja nicht angesehen :-) ), zwischen unserem Helden und einer Jordanierin, was sich in einem Umfeld allgegenwärtiger Gefahr und permanenten Misstrauens auch als kompliziert erweist - mal ganz zu schweigen vom Culture-Clash. Aber keine Panik: Der Film begibt sich hier gewiss nicht auf "Titanic"-Niveau, das ist kein Film für einfache Lösungen und simple Happy Ends. Oh, ich sehe gerade, "Titanic" ja auch nicht. Egal, sie wissen, was ich meine.

Fazit: Ich weiss nicht, wie viel davon realistisch war, aber eindringlich und unterhaltsam war es allemal. Allen DiCaprio-Hassern sei zugerufen: Gebt dem Mann eine Chance! Ja, er ist immer noch ein "Babyface", aber genau deswegen hat schon in so vielen Filmen als Zerrissener/Orientierungsloser brilliert!

Ihr Realist

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