Samstag, 27. Dezember 2008

Hörbuch: Precht: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? (von Optimist)

Eigentlich wollte ich mich ja mit Sachbuch-Hörbuch-Bewertungen eher zurückhalten, weil sie doch in der großen Mehrheit an einer Sache leiden: Sie eignen sich schlicht nicht als Hörbuch, weil man z.B. an bestimmten Stellen länger nachdenken, etwas verinnerlichen, wiederholen oder auch kritisieren möchte und das geht einfach beim Hörbuch viel schlechter als beim klassischen Buch.


Jetzt könnte man natürlich einwenden, warum ich denn nun schon wieder ein solches Sachbuch als Hörbuch gekauft habe, ich müsste es doch besser wissen. Schreiben Sie mir, wenn Sie die Antwort wissen, ich weiss sie jedenfalls nicht. Ich kann nur mutmaßen, dass es so eine Art darwinistischer Lernriegel sein muss.

Aber zur Sache: Richard David Precht macht einen ordentlichen Rundumflug um das Thema Philosophie und behandelt logisch aufgebaut diverse Seiten- und Hauptstränge des aktuellen Standes philosophischen Betrachtungen und der gedanklichen Entwicklung dorthin. Von Grundlagen Descartes' über Nietzsche, Mach und Freud bis hin zu Betrachtungen der aktuellen Themen wie Abtreibung, Moral des Vegatarismus, Genmanipulation und genetische Auswahl und Optimierung ist alles vertreten, was man sich als Laie für das Thema vorstellt. Wissenschaftliche Fragestellungen, speziell die der Neurobiologie (Gibt es ein Hirnareal für das "Ich" und: was ist das überhaupt, dieses "Ich") sind dabei unverzichtbar geworden und konkurrieren heute mit rein logischen Betrachtungen der Erkenntnisse (Muss denn das "Ich" unbedingt materiell sein, um zu existieren?).

Das Buch ist spannend, gut aufgebaut und hinterlässt natürlich mehr Fragen als es Antworten geben kann. Aber die eigenen Fragen sind danach deutlich profunder als vorher. Zudem sei gesagt, dass die Hörbuch-Aufbereitung dieses Werks sehr aufwändig und abwechslungsreich gestaltet ist, die Passagen sind von abwechselnden Stimmen eingesprochen worden und man ermüdet auch nach Stunden nicht beim Zuhören.

Aber: Wie oben schon beschrieben, das Thema ist ein Lese- und kein Hörthema, jedenfalls für mich nicht und deshalb kann ich nur jedem raten, das Buch zu kaufen und in diesem Fall auf die Hörbuchausgabe zu verzichten. Es bleibt sonst nichts hängen - außer beim Verlag.

Hadert noch ordentlich mit der Antwort auf die in so einem Buch unvermeidliche "Gibt es Gott?"-Frage 

Optimist

PS: Fachkreise haben erwartungsgemäß am Inhalt zu meckern, sind aber leider - wie so oft - zu beschäftigt, selbst etwas Lesbares zu produzieren.

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