Samstag, 5. April 2008

Kabarett: Alfred Mittermeier. Zuckerschlecken (von Optimist)

Um die Frage gleich vorweg zu beantworten: Ja, es ist sein Brunder. Und damit steht auch ein Grundproblem mit Erwartungshaltung und Vergleich, dem Alfred aber durch inhaltliche Abgrenzung gut aus dem Wege zu gehen weiss.

Zum Inhalt: Mittermeier spannt in seinem Programm den Bogen von Liebe, Zeugung (10% Kuckuckskinder) und Geburt (sowie fahrlässig unterlassenen Vaterschaftstests) über die Unwegsamkeiten der Jugend ("Weniger Kinder, aber das Nettogesamtgewicht ist geblieben") und Wirrungen des Alltags bis hin zum Tod. Darüber hinaus skizziert er auch noch das Aussterben der Deutschen insgesamt ("Wer soll denn dann noch Weltkriege anzetteln?"), beschwert sich über die 20 Jahre Qual als Sohn einer Sopransängerin ("Was erzählt man da seiner Freundin, wenn um acht Uhr morgens die Sirene losgeht") und schmiedet Verschörungstheorien ("Damals haben uns die Russen den Osten weggenommen, um uns zu schwächen. 1990 haben sie ihn uns zurückgegeben, um uns endgültig fertig zu machen.")

Zusammenfassend kann man sagen: "Lieber einen Zuschauer verprellt als eine Pointe ausgelassen". Das Programm ist vollgestopft mit Wortspielen, aber nur ein viertel davon sind wirklich gut oder zumindest gut eingefädelt. Das reine Aneinanderreihen von Wortspielen ansich lässt das Publikum - mich eingeschlossen - eher kalt.
Was aber ganz und gar unerträglich ist, sind alte Witze und olle Kamellen, die jeder schon vom Schulhof her kennt. Beispiel: "Es gibt einen Pfarrermangel, weil sich keine Ministranten mehr finden" - soweit ganz gut - aber dann kommt der Witz mit dem verräterischen Mittelscheitel ("gell, sagst nichts daheim" und streichelt ihm den Kopf mit den Händen vom Mittelscheitel zu den Ohren). Der Witz ist so alt, dass ich es kaum fassen kann.

Fazit: Viel gutes Rohmaterial, allerdings, wie es mit rohen Zutaten eben so ist, beim Verzehr leider nicht immer ein Genuss und vieles davon schwer verdaulich.

1 Kommentar:

Kabrett hat gesagt…

Na, für einen Optimisten war der Artikel aber sehr kritisch :-) Ich jedenfalls habe mich beim Programm sehr gut unterhalten gefühlt. Natürlich waren da ein paar alte Zoten dabei - aber ehrlich: Bei wem findet man die nicht. Das hat ja auch was mit Vererbung zu tun: Wir wollen doch, dass unsere Kinder auch noch über die Witze lachen, über die wir gelacht haben. Die geraten doch sonst in Vergessenheit :-)

Aber mal im Ernst: Ich habe diesen Mittermeier als sehr engagiert und lebendig erlebt. Was mir gefallen hat war die ständige Gratwanderung zwischen Kabarett und Comedy: Beides war es nicht so richtig - aber trotzdem oder gerade deswegen war es gut.

Dennoch: Schöne Seite die du da hast ...