Sonntag, 6. April 2008

Kabarett: Philipp Weber: Honeymoon Massaker (von Optimist)

Philipp Weber ist selbsternannter Jungkabarettist, was mit 33 Jahren wohl so in Ordnung geht, und neben seinen Solo-Programmen auch im Trio "Erstes Deutsches Zwangsensemble" zusammen mit Matthias Tretter und Claus von Wagner auf der Bühne unterwegs.

In "Honeymoon Massaker" setzt Weber an der Stelle an, die man ihm durchaus auch im wahren Leben zutrauen würde: 33, unverheiratet, um ihn herum eine Hochzeit nach der anderen und die Gesellschaft fordert ihn in seiner Pflicht, sich als promovierter Reproduktionsbiologe doch gefälligst auch selbst zu vermehren. Ulla, seine Freundin, ist da ganz und gar gleicher Meinung, nur die Argumentationskette dagegen, die wird den Abend füllen!
Es folgen gängige und wahre Schreckensbilder über Hochzeiten ("Von allen Wegen, eine Liebesbeziehung zu beenden, der mit Abstand teuerste!"), Siedler-Abende in der Neubausiedlung, Kinder (tiefe Augenringe der bereits Eltern gewordenen Freunde) und dem unweigerlichen Dilemma einer jungen Frau: Gibt man das Kind in die Krippe, ist man die Rabenmutter, widmet man sich der Erziehung, wird man als Eva Hermann verschrien und bekommt im Anschluss keinen Job mehr und bekommt man keine Kinder, ist man die Superegoistin. Alles nicht leicht.
So schlägt sich Weber durch die Argumente und die bösen Umstände bis hin zu einem Ende, das man so nicht erwartet hätte. Es tut weh, hier nicht mehr verraten zu dürfen, denn es ist perfekt gemacht.

Wer Philipp noch nicht kennt, dem sei gesagt: Der Mann ist präsent! Mit einer unglaublichen Quirligkeit und festem Blick ins Publikum hat man jederzeit das Gefühl, der Mann ist mit 100% dabei. Das merkt man auch dann, wenn mal was schief geht (Mikrofon knackt mehrfach laut): Der Zuschauer wird aus der Story gerissen, ist plötzlich nüchtern und nach weniger als einer Minute ist der Rausch der Story wieder voll da. Das dauert bei etwas verkopfteren Kollegen mit weniger Kontakt zum Publikum dann doch deutlich länger.
Handwerklich bleiben ebenfalls keine Wünsche offen, jeder Gag ist gut vorbereitet, fügt sich in die Story und ist fast durchgehend unverbraucht und witzig. Das Programm hat keine schwachen Momente oder unnötige Längen und ist damit kabarettistische Unterhaltung erster Klasse.
Das im Publikum in der ersten Reihe "Melanie" hochschwanger mit ihren Freundinnen gerade auf Junggesellenabschied unterwegs war, hat der Vorstellung natürlich ganz und gar nicht geschadet.

Fazit: Ein großes Talent mit einem tollen Programm. Sehr zum Besuch empfohlen!

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