Sonntag, 6. April 2008

Leben: Staatlich gefördertes Zocken ... (von Neoliberalist)

… oder wie die Beamten dieser Republik (mal wieder) willkürlich handeln

Was sind eigentlich die ureigensten Aufgaben unserer Landesbanken? Unter www.dsgv.de findet man folgende, äußerst aufschlussreiche Beschreibung:
„Die Landesbanken verfügen über ein breites Leistungsangebot und erfüllen öffentliche Aufgaben. Die Landesbanken fokussieren sich auf ihre Kundenbeziehungen, Aufgaben im Groß- und Firmenkundengeschäft zu übernehmen, sind Partner der im Retail-Geschäft tätigen Sparkassen. Schwerpunkt der Landesbanken ist das Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden der Heimatregion.“

Gehen wir das großzügige Angebots-Spektrum der Reihe nach durch: Da wäre als erstes ein „breites Leistungsangebot“. Stimmt! Vom Sparbuch für meine geliebte Oma bis zu amerikanischen Anleihen auf zweitklassige Hypotheken finden wir eigentlich alles. Moment mal! „Amerikanischen Anleihen auf zweitklassige Hypotheken“?! Klingt fast als wären unsere kleinen Vorstadt-Banker über das selbstgesteckte Ziel hinausgeschossen. Muss eine Landesbank wirklich in Amerika mit hochriskanten Hypotheken zocken?
Aber wenden wir uns den „öffentlichen Aufgaben“ zu. Hier bieten sich 2 Erklärungsalternativen an: Entweder sollen die deutschen Staats-Banker der Öffentlichkeit in den USA helfen … oder, wenn dem nicht so ist, Posten und Pöstchen für höhere Beamte und Politiker zur Verfügung stellen. Die wollen ja schließlich auch mal Banker spielen. Apropos „spielen“, damit wären wir wieder in den USA. Ich lasse mich zu leicht von Peanuts ablenken. Zurück zu den „öffentliche Aufgaben“: Im Aufsichtsrat der IKB saß mal Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und sitzt momentan sein Ministerialdirektor Jörg Asmussen. Woher haben unsere ach so viel beschäftigten Politiker denn die ganze Zeit Kontrollfunktionen in einem Aufsichtsratsgremium wahrzunehmen? (Aber das ist ein neues Thema, dem ich mich später in aller Tiefe widmen will.)
Ein weiterer „Schwerpunkt der Landesbanken ist das Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden“: ich kenne keinen Unternehmer, der sich nicht über die Vergabe-Politik von Krediten ärgert. Ich habe bewusst „Vergabe-Politik“ gewählt, denn mit fachmännischem Kreditgeschäft, hat das wenig zu tun. Zuerst bringt man alle Nachweise der Umsätze und Gewinne der letzten, na ja, sagen wir mal konservativ geschätzt 150 Jahre. Das reicht aber nicht. „Hätten Sie vielleicht noch 2 bis 3 kleine Sicherheiten für uns? - Schmuck? Auto? Nein, nein, wir dachten da eher an Immobilien.“ Dann schleppt man die Immobilien zur Bank. Geschäftsidee? Businessplan? Ausblick in die Zukunft? Fehlanzeige. Interessiert eine Bank nicht die Bohne. So, nachdem nun alles bei der Bank ist, kann man auch noch die Unterhosen ausziehen. Pardon, muss man noch die Unterhosen ausziehen! Die Banken wollen ja schließlich auf Nummer sicher gehen. Wir sind ja hier nicht in den USA ...
Apropos USA: Wäre da noch der letzte Teil des Nachsatzes: … der Heimatregion! Wusste gar nicht, das wir „Double-U“ und seine Range inzwischen eingemeindet haben – aber unter Bankern sagt man eher: Wir sind in „Double-U“ long.
In diesem Sinne wünsche ich allen Ex-Vorständen und -Aufsichtsräten unserer Landesbanken sonnige Tage mit den fetten Abfindungen und Renten (z. B. Abfindung_1 oder Abfindung_2). Wer so viel vom Geschäft versteht, hat sich das redlich verdient, oder?
Euer Neoliberalist

PS: Die IKB-Rettung hat den Steuerzahler bisher über 7 Milliarden Euro gekostet: IKB_Rettung. Wer übernimmt meine Miesen auf der Bank?

5 Kommentare:

Oekonom hat gesagt…

IKB:
Ich verstehe nicht, warum sich alle aufregen. Bereits 2003/2004 wurde ein Artikel in der, übrigens weltweit anerkannten, Fachzeitschrift "Risk" über die IKB veröffentlicht. Hier wurde bis ins Detail beschrieben, womit die IKB ihr Geld verdient, wie die Geschäfte strukturiert sind und wie die Risiken liegen. Damals hat es keinen interessiert, jetzt schreit plötzlich jeder. 7 Mrd. sind mit Sicherehit noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Landesbanken:
politisches Problem! Im Verwaltungsrat dieser Banken sitzen die Politiker der jeweiligen Bundesländer und die haben immer wieder darauf gedrängt, daß "ihre" banken mehr Gewinn machen. Schaut Euch die Großbanken an - können wir das nicht auch? Es kam dann zu politisches Entscheidungen, an die sich die damals Verantwortlichen jetzt plötzlich nicht mehr erinnern können. Aber das interessiert ja die Wähler nicht, die nur auf Steuergeschenke aus sind...

Kreditpolitik:
gerade hier prangerst Du an, was Du an anderer Seite kritisierst. Eine risikobewusste Kreditpolitik! Eine negative Kreditentscheidung hat immer einen triftigen Grund. Der Nasenfaktor zählt hier schln lange nicht mehr, das kann sich keiner mehr leisten. Also: auf eine Begründung bestehen oder die Bank wechseln!

Neoliberalist hat gesagt…

Zu Deinem erste Punkt: Das es 2004 bereits bekannt war, macht die Sache nicht unbedingt besser. Die IKB war in meinem Fall nur ein Beispiel, stellvertretend für alle Landesbanken. Angesichts des aktuellen Ausmaßes sollten wir nicht nur Schreien, sondern auf die Straße gehen, randalieren und Autos anzünden, wenn Vater Staat unser schwer verdientes Geld verzockt!

Landesbanken: Völlig d'accord. Ich habe auch darauf hingewiesen wer im Aufsichtsrat der IKB sitzt.

Kreditpolitik: Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich bin durchaus Verfechter eines konsistenten Risikomanagements. Dann darf man allerdings auch nicht mit zweierlei Maß messen: Ich kann nicht risikobehaftete Papiere in den USA einkaufen, Kredite an Freunde (siehe Franjo von Verona ;-) ) und Konzerne ohne (oder zumindest mit laxer) Prüfung vergeben, und auf der anderen Seite den Mittelstand und kleine Unternehmen „verdursten“ lassen, weil ich erstens kein abgestimmtes Risikomanagement besitze und zweitens keine Lust habe den Kredit zu prüfen. Man muss hier zwischen Hypothekenkredit und Unternehmenskredit unterscheiden: im ersten Fall habe ich die Immobilie als Sicherheit, im zweiten Fall muss ich mich mit dem Businessplan und dem Unternehmen auseinandersetzen. Da es im zweiten Fall jedoch augenscheinlich einfacher ist Sicherheiten anzuhäufen, so etwa wie Fürsten im Mittelalter Ländereien angehäuft haben, wird der Prozess für kleine Unternehmen unnötig erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht.
Dass Du weder Unternehmer noch Freiberufler bist, merkt man daran, dass Du den „Nasenfaktor“ verneinst („Leisten“ können sich die Banken übrigens noch viel mehr.). Gib Dich mal bei Deiner Sparkasse vor Ort als Unternehmer aus …
Ich verspreche Dir eine ganz neue Lebenserfahrung!

Dein Neoliberalist

Oekonom hat gesagt…

Randalieren und Autos anzünden:
Dann will ich Dich mal hören, was Du sagst, wenn wir dann als Steuerzahler noch die Versicherungen auffangen müssen, die Pleite gehen, weil sie sich die ganzen angezündeten Autos nicht mehr leisten können.

Kreditpolitik:
Du vermischst hier die Geschäftspolitik der Geschäftsbanken mit derjenigen der Sparkassen, Privatbanken und Genossenschaftsbanken. Zum Fall Poth kann ich nichts sagen, weil ich hier nur die "Fakten" der Boulevardpresse kenne und nicht die Realität.

Zum Thema Kredit für Selbstständige:
Zugegeben, jede Kreditentscheidung ist auch zum Teil eine Bauchentscheidung. Aber wenn der Kapitaldienst und die Sicherheiten passen, wo ist das Problem?
Wer hindert Dich daran, mit Deinem Privatvermögen für einen eigenen gewerblichen Kredit zu haften?
Ein Businessplan ist geduldig und mir fällt es sogar schwer an einen zu glauben, der von einem Wirtschaftsprüfer aufgestellt wurde. Derjenige des Antragstellers selbst, der hier seine ganzen Hoffnungen hochrechnet, ist im Zweifelsfall nicht das Papier wert, auf dem er ausgedruckt ist.
Gib DU Dich mal als Kreditanalyst aus, wenn die externe Revision oder die Sonderprüfung des BaFin in der Bank ist und Deine Genehmigung für den Freiberufler zerpflückt, weil Du zuviel geglaubt hast und zu wenig Fakten in der Akte hast. Da wünsche ich viel Spaß. Sowas passiert Dir dann nämlich nur einmal.
Also: sachlich bleiben und Fakten bewerten. Und die bekommst Du von JEDER ordentlichen Bank. Falls nicht, ist es Zeit sich von dieser zu trennen!

Neoliberalist hat gesagt…

Es ist schwer sachlich zu bleiben und Fakten zu bewerten, wenn Banken Kredite nach Nasenfaktor vergeben. Da kann ich die Bank so lange Wechseln wie ich will.
Nochmal zum besseren Verständnis: Würden Banken respektive ihre hochgeschätzten und noch höher qualifizierten Mitarbeiter ihren Job ernst nehmen und korrekt durchführen (und nicht nur nach Provision gieren), würden zumindest Unternehmer in einer besseren Welt leben.
Dies ist, wie Du ja als gebildeter "Ökonom" sicherlich weißt, für die gesamte Wirtschaft von Vorteil, da die breite Basis der deutschen Volkswirtschaft von Klein- und Mittelständlern representiert wird.
Dass ein qualifizierter Bank-Angestellter Angst vor der Revision und Sonderprüfungen haben muss, kann ich nicht ganz nachvollziehen: (mit Verweis auf meinen 2. Absatz) würde er seinen Job korrekt durchführen, könnte er seine Entscheidungen vor jeder Instanz rechtfertigen. (Muss ich als Unternehmer im übrigen auch, und da geht es um ein Unternehmen und Jobs und nicht um einen bescheidenen Kredit.) Dass Du persönlich Businesspläne nicht magst, läßt sich sachlich schwer entkräften, wundert mich aber bei einem "Ökonom".
Hier nochmal mein Angebot: gib Dich bei einer Bank mal als Unternehmer aus ...
(Ich kenne übrigens sowohl die Angestellten-Seite als auch die Unternehmer-Seite, kann foglich beides bewerten.)

Euer Neoliberalist

Oekonom hat gesagt…

Nun, offenbar hast Du schlechte Erfahrungen gemacht, die nun schwer wieder ausgeglichen werden können. Ich kenne sowohl die Beratungsseite bei diesen Dingen, als auch die Genehmigungsseite. Ich selbst habe nie einen Fall ohne nachvollziehbare Begründung abgelehnt und erwarte dies auch von jeder anderen ordentlichen Bank. Mehr kann ich nicht dazu sagen, dazu müssten wir über die konkreten Fakten diskutieren, aber ich glaube, daß das in diesem Rahmen zu weit gehen würde. Wir können das aber gerne persönlich bei einem Bier machen! :-)