Sonntag, 6. April 2008

DVD: Machtlos (von Realist)

Die Rahmenhandlung von "Machtlos" ist eigentlich schnell erzählt: Nach einem Bombenattentat lässt die CIA einen ägyptischstämmigen Amerikaner, aufgrund fadenscheiniger Verdachtsmomente, spurlos verschwinden und in einem marokkanischen Gefängnis foltern.

Das Ganze wird erzählt aus der Perspektive des "Häftlings" und seiner amerikanischen Frau (Reese Witherspoon), die versucht, über einen befreundeten Politiker, das Verschwinden aufzuklären. Aus der Sicht eines jungen CIA-Mitarbeiters (Jake Gyllenhaal), der - als Notbesetzung - die Verhöre vor Ort überwachen soll, und der des Verantwortlichen in Marokko, der auf der einen Seite zwar wegen seiner konservativen Wertvorstellungen Probleme mit seiner Familie hat, aber gleichzeitig ganz oben auf der Abschussliste der Fundamentalisten steht, und der Perspektive von jungen Mitgliedern eben dieser Islamistischen Gruppe.

Im ersten Moment kam mir der Film, von dem ich im Vorfeld so gar nichts wusste, und der ja eigentlich klar dem Lager "politischer Thriller/Drama" zugeordnet ist, als etwas zu starker Tobak nach meiner 3-wöchigen Filmpause vor. Nach dem Film muss man dann aber doch erkennen: Dem war nicht so.

Warum? Der Film schwimmt einfach zu undifferenziert auf der populären "Anti-Bush-Welle". Nicht, das wir uns falsch verstehen: Die aktuellen Verhältnisse ala Guantanamo sind meiner Meinung nach falsch, und gehören angeprangert. "Machtlos" bleibt aber leider meist auf dem Niveau eines Popcorn-Dramas. Das Leben und die Problematik ist eben (leider) beileibe nicht so einfach und schwarz/weiss, wie die Handlung des Films und die Geisteshaltung der meisten Protagonisten.

Nicht jeder Verdächtige, der einen arabischen Hintergrund hat, ist per Definition unschuldig, nur weil es so schön liberal ist. Nicht jeder Geheimdienstmann oder Politiker - egal ob in Marokko oder den USA - ist per Definition dumm und von Hass und Machterhalt getrieben (der Held natürlich ausgeschlossen). Nicht jede Massnahme des Westens - die über Ducken hinausgeht - ist dafür verantwortlich, dass in der arabischen Welt noch mehr Hass gesät wird. Nicht jeder "Islamist" wurde durch den Westen geschaffen - nicht jeder Täter ist ein Opfer.

Nein, der Film war nicht schlecht. Er war bis in die Nebenrollen gut besetzt (z.B. Meryl Streep), er hat einen interessanten "Zeit-Twist" kurz vor Schluss, und ich habe mich durchaus nicht gelangweilt - er ist mir nur einseitig bzw. oberflächlich um als ernsthafter "Problemfilm" durchzugehen. Aber hey: War das bei "Syriana" anders? War der wirklich tiefsinniger als, sagen wir "Operation: Kingdom"?

Fazit: Durchaus sehenswerter, wenn auch nicht sonderlich tiefsinniger, Politthriller.

Link zur offiziellen Seite und zum (schlechten) Trailer, der es tatsächlich in 2 Minuten schafft, den Film als Popcorndrama zu outen.

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