Sonntag, 10. Februar 2008

Kino/Berlinale: My Brothers Wedding (von Realist)

Preisfrage: Was verrät einem bei einem Film die Datumsangabe "USA, Bundesrep. Deutschland 1983-2007"? Genau. Dass man besser die Finger vom dem Werk lässt. Bzw. besser gelassen hätte. "My Brothers Wedding" stammt tatsächlich aus dem Jahre 1983 (was zugegebenermaßen an sich noch kein Verbrechen ist), wurde (irgendwann) neu geschnitten und hatte jetzt Deutschlandpremiere.


Es geht um Pierce Mundy, einen nicht vom Erfolg verwöhnten, aber ehrlichen und in seinem Viertel beliebten Afroamerikaner, der noch bei seinen Eltern wohnt und in deren Wäscherei mitarbeitet. Es geht um seinen besten Freund Soldier, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, und den Pierce vor Ärger bewahren soll. Es geht um Pierce' Bruder, den erfolgreichen Anwalt, der dabei ist in die Upperclass einzuheiraten - sehr zum Missfallen von Pierce, dem Working Class Hero. Und schlussendlich geht es um die Frage, ob er wie versprochen als Trauzeuge seines Bruders auftreten oder die zeitgleich stattfindende Beerdigung Soldiers (Hups! dann wäre dessen Schicksal schon mal verraten) besuchen soll.


Alles in allem also nicht wirklich gesellschaftlicher Sprengstoff, aber dennoch hätte das die Story für einen guten Film sein können. Das Resultat hier wirkt aber wie das Videoprojekt einer Schülergruppe, die ihre Eltern vor die Kamera gezerrt haben. (Fast) Jede Szene läuft nach dem gleichen Schema ab: Kamera an (und unbewegt), eine Sekunde Pause, während der Schauspieler im Bild fragend in die Kamera blickt ("Bin ich jetzt dran?") und dann brav seinen Text vorträgt. Kamera aus. Umbaupause. Nächste Szene. Diese "Dynamik" hat wohl auch damit zu tun, das Charles Burnett sich neben dem Buch und der Produktion auch für die Regie UND die Kamera zuständig zeichnet - und man kann wohl nicht alles gleichzeitig machen. Die Qualität der Darstellung lässt sich auch dadurch erahnen, dass man in der IMDB sehen kann, dass für die Mehrzahl der beteiligten Schauspieler dieses Engagement das erste und letzte war.


Was diese Luftnummer auf der Berlinale verloren hat, bleibt mir schleierhaft, aber vielleicht bin ich ja auch nur zu doof. Der ein oder andere, der um mich herum sitzenden Intellektuellen, hat sich jedenfalls sogar bei den (eigentlich unpassenden) und eher peinlichen Scherzen und Slapstickeinlagen vor Lachen geschüttelt.


Fazit: Nichts für normalsterbliche - es sei denn, mal ist mal in der Stimmung für C-Movies und Laiendarsteller.



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