Samstag, 16. Februar 2008

Kabarett: Nobert Meidhof: Die Erotik der Kantine (von Optimist)

Es ist ja immer so eine Sache mit dem Bauchgefühl. Einerseits trügt es mich selten, andererseits nimmt es dem Verstand die Entscheidung vorweg, was dem Verstand nun ganz und gar nicht gefällt. Der Bauch also: "Geh nicht hin!". Der Verstand, beleidigt: "Alles Vorurteile, dir gefällt das Plakat nicht und schon knickst Du ein. Geh hin!" Obwohl ich es bisher immer bereut habe, wenn ich in diesem Zwist dem Verstand nachgegeben habe, bin ich also trotzdem hingegangen. Und ich habe es aufs Neue bereut.

Das Programmheft versprach einen tiefen Einblick in die Abgründe der Singleexistenz.
Hierzu präsentiert Norbert Meidhof sein Programm "Die Erotik der Kantine" mit der Figur Franz Koch, dem König der Kantine. Franz Koch hat die Kantinen-Single-Truppe "Wolke 7" gegründet und versammelt allmittaglich geschiedene, verwitwete und altjungferne Existenzen um sich, deren Neurosen und Eigenheiten fürs Publikum bis ins Detail ausgeweidet werden - seine eigenen eingeschlossen.

Das es dabei zuweilen ziemlich unappetitlich wird, hätte ich ahnen müssen. Aber das Lacher permanent auf dem Niveau produziert werden, das eine der Singleexistenzen sich über die "gelb-roten Schuppen an seinen Füssen" beklagt - die später bis rauf ans Knie wandern, ist fraglos unterirdisch. Meidhof indes hat den - zu meiner Überraschung - vollen Saal nach einigen Minuten im Griff: "Wer ist der Kantinen King?" Publikum skandiert: "Franz Koch". Später erzählt er neben Erkenntnissen über weiße Socken zum wohligen Schrecken der Damenwelt, er habe zwei Hosen, eine Sommer- und eine Winterhose; und waschen lohne ja nicht, für wen denn? Na prima. Damit schlittert das Niveau ungebremst in die Sphären karnevalistischen Prunksitzungshumors.
Noch mehr gefällig? Zum Thema Essen: "Ich brauche zum Essen nur zwei Sachen. Dose und Dosenöffner. Am liebsten Ravioli. Die kann man gleich kalt essen. Ach, wegen einer Person mach ich da doch nicht lange rum. Und gleich aus der Dose, dann sau ich nichts ein. Und gegessen wird vorm Fernseher, dann verpass ich nichts."

Die zweite Hälfte des Programms muss ich dem Leser aufgrund unüberbrückbarer humoristischer Differenzen zwischen Meidhof und mir schuldig bleiben - ich bin gegangen. Eine Empfehlung muss daher strengstens unterbleiben.

Notiz an mich selbst: Mein Bauch hat recht. Immer.

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