Mittwoch, 17. September 2008

DVD: Free Rainer (von Realist)


Nette Idee eigentlich. Der erfolgsverwöhnte und - szenengerecht - koksabhängige TV-Produzent, Rainer, der selbstverständlich auch ein komplettes Arschloch ist (aber komischerweise nicht von Til Schweiger sondern von Moritz Bleibtreu gespielt wird), erkennt Unfall- bzw. Anschlagbedingt, dass seine Arbeit - und das Deutsche (Privat-)Fernsehen an sich - kompletter Mist ist. Er und sein - natürlich weiblicher - Counterpart wollen fortan Deutschland von der Volksverdummung befreien und zwar über die Zuschauerquote. Die ist - so zumindest ihr Glaube - manipuliert. Als sie erkennen, dass dem nicht so ist, beschliessen sie ihrerseits die Quote zu fälschen, um gezielt hochwertige Programme zu fördern und damit sowohl den Zuschauer als auch die Sender zu mehr Qualitätsbewusstsein bringen.

So nett das auch alles anzusehen ist, so hängt der Film doch irgendwie in der Luft. Er passt nicht so recht in eine Schublade, kann aber auch nicht als "über den Genres stehend" brillieren. Übertrieben bzw. fragwürdig finde ich auch die Sozialkritik, die frei nach "Die fetten Jahre sind vorbei" (der vom gleichen Regisseur ist, und der sogar einmal kurz referenziert wird), nicht zu knapp eingebracht wird. Die Kritik an der TV-Gesellschaft an sich reicht nämlich nicht. So setzt Rainer für seine "Befreiungsaktion" Arbeitslose ein. Aber natürlich nicht irgendwelche, sondern ebenso gezielt wie grundlos nur Obdachlose, Alkoholiker etc. und als Dank dieser Entscheidung die Ausführung der Aktion im Chaos versinkt, und sich das begrenzte Kapital in Luft auflöst, da darf Rainer natürlich nicht sauer sein. Das wäre ja kapitalistisch. Nicht sozial. Geht gar nicht. Denn Revolutionen haben verdammt noch mal von ganz unten zu kommen, selbst wenn die da unten zum Einsatz gezwungen werden müssen.

Fazit: Als TV-Verachter kann ich den Film ja kaum verreissen, und er ist auch nicht schlecht, er meint es aber - genau wie "Die fetten Jahre sind vorbei" - nur so ein bisschen ZU gut.

Ihr Realist

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