Freitag, 9. Mai 2008

Leben: Wortmord (von Optimist)

Wo sind sie nur hin, die ganzen Worte, die ich eben gelesen habe? Einfach weg! Ich habe ein oder zwei Seiten gelesen, Wort für Wort, ganz sicher, aber ich habe keine Erinnerung mehr daran. Das Plappermaul, das sich zu mir an den Tisch gesetzt hat, hat sie mir weggenommen. Seine Stimme hat diesen Klang, den man nicht mehr los wird. Ein Wort reicht, eine Silbe manchmal; man hat versehentlich hingehört und das Plappermaul füllt einem unablässig den Kopf mit seinen Belanglosigkeiten: "Ich habe gehört, Espresso hat weniger Koffein als Kaffee". "Kind, frierst Du nicht? - Doch aber ich bin zu faul meine Jacke aus der Tasche zu holen". Meine Güte.

So müssen sich Enten fühlen, wenn sie gestopft werden. Ohne Hunger auf ein Gespräch, ohne Appetit auf Worte, einfach nur immer oben rein. Ekelhaft.

Alle anderen Worte, die nicht vom Plappermaul kamen, hat es eingesteckt, geklaut oder gar ermordert, in den schwarzen Abgrund seiner hohlen Gedanken geschubst, vielleicht sind sie sogar aus Verzweiflung selbst hinein gesprungen. Ich weiss es nicht nicht, denn zum Mordbeweis fehlen die Leichen.

Wortgemästet

Optimist

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