Mittwoch, 11. Februar 2009

ausgeträumt: Worüber Katzen reden (von Optimist)

Manchmal wunder ich mich ja schon, was in den Köpfen der kleinen Viecher vorgeht. Und zu gern möchte ich wissen, was Katzen so denken, was sie mit ihrem gemaunze sagen. Die einfachen Dinge erklären sich ja schnell: Gib' mir Futter, mach' mein Klo sauber, streichel' mich. Aber was machen Katzen eigentlich, wenn sie unter sich sind? Futter- und Streichelqualitäten ihrer Halter austauschen? Sich gegenseitig ihrer Eleganz und Unbeugsamkeit versichern? Ich sage es Ihnen, ich habe es nämlich geträumt:

Da bin ich also, alles ist wie gewohnt, Katze ist da, ich bin da. Aber etwas ist anders. Ich glaube - nein ich weiss ganz sicher - dass ich plötzlich verstehen kann, was Katzen reden. Von Neugier geplagt grübele ich, was ich damit anfange. Nach kurzem hin- und her fasse ich den Entschluss, die Katzen zu belauschen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, wenn sie untereinander sind.

Ich warte also bis zum Abend, die fette Flunze schläft ja den Tag über fast durch. Am Abend wird er unruhig, will raus, scharrt an der Tür. Jagdzeit. Also gut. Ich gebe vor, alles wäre wie immer, öffne verständnisvoll die Tür und lasse den Quälgeist raus.

Ihm zu folgen ist aber alles andere als ein Kinderspiel. Abend für Abend muss ich es erneut versuchen, denn die Katze, so dick sie auch ist, hängt mich anfangs in Sekundenschnelle ab. Von Tag zu Tag folge ich ihm ein Stück weiter, komme ich dem Platz näher, an dem die Katzenversammlung statt findet. Endlich, eines Tages ist es dann soweit.

Es ist halb zwölf, geschätze 50 Katzen versammeln sich in irgendeinem Innenhof, den ich vorher nie gesehen habe. Alle Sterotypen sind erfüllt: Überall Müllcontainer, die überernährten Wohlstandskatzen haben wahlweise frisch gefangene Mäuse oder Essensreste im Maul. Einige plaudern, ich höre das Stimmengewirr und gleich ist es soweit, gleich werde ich erfahren, was die Katzen so miteinander reden.

An dieser Stelle, wenn man so nah dran ist, bleibt unverrückbar eine Sache, die einem immer wieder die Traumrour vermasselt. Egal ob man gerade dabei ist, ein Mittel gegen Krebs zu erfinden, das selbständige Fliegen zu lernen oder im freien Fall vom Hochhausdach nur noch 3m Abstand zum Boden hat: Der Traum ist schlagartig aus. Das Ende bleibt offen. Wird man Krebs heilen? Endlich das gefühl vom Fliegen haben? Oder nach hartem Aufprall zu Matsch werden? Man erfährt es nicht, weil verdammt noch mal der Traum zu Ende ist. So gerne hätte man es gewusst.

Nicht so hier. Der Traum geht unverhofft weiter und ich werde tatsächlich erfahren, was Katzen reden, wenn sie glauben, Menschen hören nicht zu.

Das Stimmengewirr ist ohrenbetäubend. Meine Phantasie galoppiert schonmal voraus und stellt Mutmaßungen über das an, was ich gleich erfahren werde. Mäusewurfzahlen aus der Nachbarschaft? ("Ein gutes Jahr ..") Hunde-können-nicht-auf-Bäume-klettern-Geschichten? ("Die plumpen Kläffer ..") Oder doch über gängige Methoden zur Haltererniedrigung? ("Meiner trägt mich zum Napf ...").
Doch dann stellt sich heraus, das alles ganz anders ist. Sie reden über, ich mag es kaum glauben, sie reden über Ralleystreifen. Ralleystreifen an Autos. Rotgelbe Feuerstreifen. Was man eben neben Müllresten im Hinterhof so diskutiert.


Ich wache auf und bin sprachlos. Wie ernüchternd. Da hat man wiedermal im Traum übersinnliche Fähigkeiten, träumt den Traum dieses eine mal tatsächlich zu Ende und dann sowas.
Ich döse noch etwas dahin, gehe in halben Traumgedanken wieder nach Hause, öffne der Fellkugel eine Dose Katzenfutter und werde abermals mit der Erkenntnis leben müssen, dass hinter aller dargestellten Würde, Reinheit und Moral ein ganz profanes Wesen steckt, das für Ralleystreifen schwärmt.

Wird sich wohl mal den D&W Katalog bestellen

Optimist

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