Montag, 10. März 2008

DVD: Cashback (von Realist)

Ben, der gerne Maler wäre, verlässt, zurecht aber schweren Herzens, seine Freundin und leidet fortan unter absoluter Schlaflosigkeit. Was ihm Anfangs als Hölle erscheint, schenkt ihm acht Extrastunden. Verlängert sein Leben um ein Drittel. Er beschliesst während dieser Zeit die Nachtschicht in einem Supermarkt zu arbeiten. Die geben ihm dafür Geld. Cashback.

Aber mehr als zwei Wochen ohne Schlaf gehen nicht spurlos an Ben vorüber - er entwickelt bzw. entdeckt die Fähigkeit, die Zeit anzuhalten, sich in einer Welt zu bewegen, in der alles ausser ihm still steht. Vom Druck der Zeit befreit, beginnt er wieder die Schönheit der Details für sich und seine Malerei zu entdecken und auch das Gewicht dieser wenigen, entscheidenden Momente im Leben zu erkennen.

"Cashback" lebt von Schönheit, tollen Bildern, Zeitlupen, Rückblenden. Von Kameras, die nahtlos von einem Ort oder einem Zeitpunkt zum anderen schwenken, einem super Soundtrack, davon, dass es in ersten Hälfte des Films praktisch keine Dialoge, sondern nur die Gedanken Bens aus dem Off gibt.

"Cashback" ist anders, ist englisch, ist kein Popcornkino, aber gewiss auch nicht "verkopft" - im Gegenteil. Er ist witzig! Man fühlt sich durch die teilweise schrägen Charaktere mitunter an Trainspotting (die Kollegen) oder gar IT-Crowd (der Chef) erinnert.

"Love is there if you want it to be. You just have to see that it's wrapped in beauty and hidden away, between the seconds of your life. If you don't stop for a minute you might miss it."

Was so sehr an Ferris Buellers "Life moves pretty fast. If you don't stop and look around once in a while, you could miss it." erinnert, kann nicht schlecht sein. (Um mal wieder meine John Huges-Wurzeln zu bemühen)

Fazit: 9 von 10 Punkten (auf einer imaginären Skala). Der beste Film seit "Shoppen" und (fast?) auf Augenhöhe mit "Lost in Translation".

Link zur (sehr schönen) Website, inkl. Trailer

PS: Jaja, ich bin inkonsequent, weil es auch hier um Menschen geht, die versuchen ihren Traum zu leben, und trotzdem rege ich mich diesmal nicht darüber auf. Was soll ich sagen? Ich bin nicht in der Stimmung :-)

PPS: Sollte ich zu schwülstig klingen, so mag man mir anrechnen, dass ich beim Schreiben der Kritik den Soundtrack gehört habe. Da kann man nicht anders. Ich plädiere auf Befangenheit!

1 Kommentar:

Optimist hat gesagt…

Wie schafft es ein Film im Nu von Platz 37 auf Platz 1 meiner Amazon-Ausleihliste? Man muss nur die Vergleichbarkeit mit "Lost in Translation" ins Spiel bringen und damit den offenen Kampf um den seit Jahren unangefochtenen Platz 1 meiner Lieblingsfilmliste ansagen.

Aber soweit kommt es nicht. Auf jener imaginären Skala des Autors kommt der Film über 8 Punkte nicht hinaus. Die 8 Punkte verdient er sich durch wirklich schöne Zeitschnitt-, -stop und Szenenwechsel-Ideen und einer ruhig erzählten Geschichte, die ein übdrehtes TamTam angenehm auslässt.

Aber für 9 oder gar 10 Punkte muss der Film unter die Haut gehen und darf keine Patzer aufweisen. Unter die Haut schafft er es leider nur selten und ist sehr wohl etwas verkopft; und die Fussballszene hat ihre Längen.

Insofern ein wirklich gelungener, schöner Film, der das Zeug für Platz 1 aber nicht ganz zusammen gebracht hat, jedoch unbedingt auf jede Ausleihliste auf Platz 2 gehört - nach "Lost in Translation".