Dienstag, 28. April 2009

Leben: Vom Tankwartservice (von Realist)

Von wegen Servicewüste. Der Tankwart ist wieder da. Nur: Funktioniert das noch? Ich meine, da ist also dieser Teenager, der mich willkommen heisst, während ich noch verdattert neben meinem Auto stehe und nicht weiss, was ich machen soll.

Er will wissen, was er tanken soll. Er will wissen wie viel davon. Er bietet an, meine (saubere) Scheibe zu putzen (nee, lass mal). Er möchte meinen Ölstand prüfen (nein, danke. Ist ein Mietwagen *hehehe*). Und ich weiss immer noch nicht, was ich die ganze Zeit machen soll - und wo. Denn: Im Auto warten will ich nicht, ausserdem muss man schlussendlich ja doch rein, um zu zahlen (soviel zum Service). Schon mal reingehen kann ich nicht, denn wenn ich das Auto zentralverriegle, kriegt er den Tankdeckel nicht mehr zu. Ich bleibe also stehen.

50 Liter später drückt mir (aus unerfindlichen Gründen) der Büttel so eine Art Plastikkärtchen in die Hand, das ich zusammen mit einem Euro an der Kasse abgeben darf - aber nur wenn mir sein Service gefallen hat. Ha! Ich wusste es! Teenager, die mich im Auto anquatschen kosten schlussendlich immer Geld.

Bedient,
Realist

PS: Bevor mich der Optimist killt: Das Foto ist aus der Presse.


Dienstag, 21. April 2009

Fuck You: Vertriebler (von Optimist)

Ihr seid eine ganz besondere Gattung im Geschäftsleben, Vertriebler! Ein Bekannter beschrieb euch mal so: man hat euch nicht wirklich gewollt, ihr seid meist unangenehm aufdringlich und man wird euch nur ganz schwer wieder los. Genau wie Fußpilz! Recht hat er!

Aber noch schlimmer sind eure pseudoeloquenten, völlig sinnleeren Worthülsen, die sich durch ein geheimes Nachrichtensystem unter euch in Windeseile ausbreiten, damit ihr zeitgleich alle damit quält - ganz besonders mich!

Lange schon sagt ihr nicht mehr Konkurrenz zu euren Konkurrenten, nein es sind allenfalls Mitbewerber, ja besser noch Marktbegleiter. Marktbegleiter ist ein vollkommen verplüschtes und obendrein der Bedeutung und Situation nach falsches Wort für Konkurrenz. Denn falls ihr es nicht mehr wissen solltet: Eure ach so tollen Marktbegleiter kämpfen hinter eurem Rücken gegen euch. Mit Messer und Pistole, mit allen Mitteln die Recht und Unrecht sind! Solche Begleiter wünsche ich meinen ärgsten Feinden nicht! Wacht auf, es sind eure Konkurrenten! Basta!

Aber wenn es das nur wäre, Vertriebler, dann bräuchte es diesen Artikel nicht. Ihr bringt ja auch das Wort Erhöhung oder Gebühr schon lange nicht mehr über die Lippen. Die Gaspreise werden schon ewig nur noch euphemistisch angepasst (erhöht! Sagt es doch, wie es ist!!!) und die Gebühren einer Versicherung sind seit Jahr und Tag in samten Wohlklang gekleidet: Prämien. Es ist zum Verzweifeln!
Neulich ist mir sogar zu Ohren gekommen, dass nun die Einkäufer ihrerseits zurückschlagen und sich bei einer bestimmten Abnahmemenge eine Prämie anrechnen. Früher hieß das Rabatt abziehen, so wie es eben tatsächlich auch ist, aber das geschieht euch Recht, Vertriebler. Ihr werdet mit euren eigenen Vokabular geschlagen! Gut so!

Völlig überflüssig ist jedoch die seit einiger Zeit grassierende Wendung am Ende des Tages. Nur heiße Luft. "Am Ende des Tages wünschen Sie sich, lieber Kunde, ja ein gutes Produkt." Erst am Ende des Tages? Warum? Das wünsche ich mir jederzeit! Tag und Nacht! Ich will mir nicht nur am Ende des Tages ein gutes Produkt wünschen! Oder wolltet ihr einfach nur schließlich sagen? Das klingt nicht halb so elegant - aber dafür auch nicht nach gequirrlter Mäusekacke.

Ich habe schon Blasen im Gehörgang von eurer andauernden heißen Luft! Verschont mich damit, ein für alle mal! Sprecht mir sofort nach: Erhöhung, Gebühr, Konkurrenz, schließlich! Nochmal! Los, lauter, ich kann euch nicht hören, wegen der ganzen Blasen im Gehörgang!!!

Muss aufpassen, dass er diesen Stuss am Ende des Tages nicht noch selber verwendet

Optimist

Montag, 20. April 2009

Presseschau: Weichstuhlkissen (von Optimist)

Keine Ahnung, warum Woolworth jetzt plötzlich pleite ist. Eigentlich ist es mir auch egal, das ist irgendwie nicht mein Sortiment und der Laden liegt nie auf meinem Weg. Aber unserer Lokalzeitung war es nicht egal - denen ist ja sowieso ganz selten irgendwas egal. Und in einem Artikel, der zwischen Nachruf der Existenz und Aufruf zur Rettung unentschlossen hin und her schwankt, listet der Autor die presilichen Vorzüge des Traditionshauses anhand dreier beispielhafter Topangebote nochmal auf, wie um zu sagen: "Schaut her und kauft, es ist billig und ihr könnt den Laden durch einen enthemmten Schnäppchenkaufrausch am Kragen aus der Krise ziehen!"


Mag das gelingen oder nicht, ich würde sogar einen von zwei Daumen drücken, bin aber ob der besagten Angebote sehr im Zweifel, dass es wirklich etwas helfen wird. Andererseits: Wenn der Fürst-Metternich für 5,99€ z.B. einer unbedachten und zudem noch ungeschützten Hingabe zur Vermehrung Vorschub geleistet hat und Rausch wie Kopfschmerz den harten Fakten einer ungewollten Schwangerschaft wieder Platz machen, sind Stramplersets für 4,99€ angesichts im Sturzflug befindlicher Realeinkommen bestimmt ein willkommenes Angebot für die ernüchterten Metternich-Süchtlinge.

Aber wer auf dieser Welt, bitteschön, braucht ein Weichstuhlkissen für 3,99€? Und vor allem: Was zum Rächer ist das überhaupt?

Nehmen wir an, es gäbe tatsächlich soetwas wie weiche Stühle und für selbige könnte man Kissen erwerben. Weiche Stühle? Wäre das irgendwo zwischen dem klassischen Vierbein-Modell und einem Sitzsack? Ein weicher Stuhl, für den jedoch trotz allem ein Kissen angeraten wäre? Oder ein weicher Stuhl vielleicht, dessen Bequemlichkeit schon ganz hervorragend ist, den man aber aus purem Luxus oder aus dekorativen Erwägungen noch mit einem weiteren Kissen versehen kann - einfach weil es geht?

Oder ist das mit dem weichen Stuhl eher von der medizinischen Warte gemeint: Ein Reizdarmsyndrom also, Polypen oder gar ein Karzinom? Und warum um alles in der Welt brauche ich dafür ein Kissen - ein Weichstuhlkissen für 3,99€? Sehen Sie es mir nach, aber ich mag diesen Gedanken wirklich nicht zu Ende führen ...

Ein Weichstuhlkissen jedenfalls, wenn es nicht doch noch eine ander Erklärung geben sollte, ist ein Langsamdreher, ein C-Artikel, mithin ein echter Ladenhüter. Also derartig am Kundenbedarf vorbei, dass ich wenig Hoffung für Woolworths Zukunft habe, wenn sich unsere Zeitung einen solchen Artikel als eines der drei Topangebote herauszustellen genötigt sieht.


Sieht sich in der Verwirrung des Angebots nicht alleine

Optimist

Sonntag, 19. April 2009

Leben: Von Dekadenz (von Realist)

Ich kann mich nicht entscheiden. Was ist jemand, der sich einen Tetrapack halbvolle Milch kauft? Ein Snob, weil er viel Geld für wenig Ware zahlt und sich dabei noch freut? Oder ein Single mit Umweltbewusstsein, der zwar weiss, dass er am Ende der Woche den bezahlten, anderen halben Liter Milch ohnehin wegschütten muss, es aber aus Gewissensgründen nicht will? Oder ein Blender, der sich zwar nur 500ml leisten kann, aber mit der prestigeträchtigen Literpackung einen auf dicke Hose macht?

Verdammt, ich hätte zumindest auch mal auf den Preis gucken sollen, das hätte den Kreis eingeschränkt. Lustiges Völkchen jedenfalls, diese Luxemburger.

Ihr Realist


Samstag, 18. April 2009

Leben: nicht berühren! ein ... SENSOR!! (von Optimist)

Da spüre ich doch spontan tiefe Verbundenheit mit unserem Waschraum-Paranoiker Realist, denn ich kann ich Ihnen verraten: ich war unlängst in einer ähnlichen Situation, fand mich jedoch prompt mit einer Anleitung zu diesem Problem konfrontiert, die eine gewisse Gereiztheit des Herstellers zur Frage "wie bediene ich einen automatischen Wasserhahn?" nicht vollständig verbergen kann.

Damit nicht nur unser Realist sondern auch Sie, lieber Leser, bei der nächsten Begegnung mit einem automatischen Wassehahn ihren hygienischen Reinigungsritualen ganz souverän und problemlos nachkommen können, hier also die unmissverständliche Anleitung des Automatischer-Wasserhahn-Herstellers:


Wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie doch einfach mal dort an. Fragen Sie den Hersteller z.B., wo man da genau drücken muss, damit Wasser kommt. Ich habe das Gefühl, er freut sich sicher über Ihren Anruf!


Sucht schon mal die Telefonnummer raus

Optimist

Fuck You: Automatischer Wasserhahn (von Realist)


Meine Fresse, automatischer Wasserhahn, du erfüllst ja so dermassen das Klischee! Verrichtest deinen Job meisst in Fastfoodrestaurants (also, hab' ich gelesen, denn da geh' ich ja nicht mehr hin) oder an Autobahnraststätten - bist mit anderen Worten also ein ganz kleiner Tropf. Aber das bisschen Macht, dass du hast, lässt du einen dann um so mehr spüren!

So du überhaupt funktionierst, dann dergestalt, dass man erst versucht, dir durch Winken Wasser zu entlocken, bevor man dann entnervt auf einen Knopf drückt, oder - alternativ - erst verzweifelt probiert dich zu drücken, um schliesslich doch hektisch vor dir herumzufuchteln, bevor du gnädigerweisse anfängst Wasser zu spenden. Dann seift man sich die Flossen ein (Wasser läuft noch). Und wäscht (läuft noch) . Und wäscht noch gründlicher (läuft noch). Und dann will man die Seife abspühlen (Wasser stoppt).

Und das, du kleiner Scheisser, kann kein Zufall sein! Ich habe jedes Timing probiert, ich habe lange und kurz gewaschen, du stoppst *immer* exakt dann, wenn ich Wasser brauche!

Wahrscheinlich ist das so eine Art running Gag zwischen dir und dem Gebläsetrockner. Ja, genau diesem. Dem sensorgesteuerten, bei dem die Stelle, an der der Sensor beschliesst einen doch noch wahrzunehmen, schwieriger zu finden ist, als der G-Punkt der durchschnittlichen Hausfrau! Der alle zwei Sekunden abschaltet, wärend man noch versucht trockene Hände zu bekommen, aber noch eine geschlagene Minute nachläuft, wenn man den Ort des Geschehens bereits verlassen hat!

Ach, fuck you both!

Realist


Dienstag, 14. April 2009

Fuck You: Mein Auto, die Werkstatt, Avis und McDonalds (aka Gangbang) (von Realist)

Dass die meisten unserer (statistisch nachweisbaren) Leser keine Menschen sind, war uns ja klar. Wir hatten da bislang immer RSS-Reader und dergleichen im Verdacht. Aber dass du - mein eigenes Auto - auch unseren Blog liest, war mir neu. Es ist aber die plausibelste Erklärung. Oder warum sonst rollst du sonst bei unserem ersten Ausflug, nach meinem Beitrag, in dem ich mich offensichtlich zu sehr auf mein neues Auto gefreut habe, auf dem Standstreifen einer Autobahn im Nirgendwo aus? Tut das Not? Musst du in den letzten Wochen unserer Beziehung noch zickig werden? Kannst du nicht einfach loslassen?

Ok, auch ich kann starrsinnig sein. Dass ich weder auf die erste, noch die zweite Warnlampe reagiert habe, war nicht nett. Zugegeben. Aber du weisst doch ganz genau, dass ich an einem (technischen) Montag Morgen nicht in der Stimmung bin zu diskutieren - da kannst du gelb blinken, so lange du willst - oder eben bis du schwarz wirst. Ach, Fuck you!

Aber wie sagt man so schön: Wenn du sehen willst, wie dein Liebchen in 30 Jahren aussieht, dann guck' dir ihre Mutter an.

Und wenn der Schoss deiner Mutter die Audi-Werkstatt ist, dann wird mir alles klar.

Wie kommt's, dass nach zwei Stunden im Auto-OP immer noch keine einzige Schraube gelöst wurde? Stattdessen hängen zig Kabel aus dir und die "Monteure" versuchen durch Datenaustausch mit der Zentrale herauszufinden, ob das Getriebe oder die Steuereinheit kaputt ist! Hallo? Was ist aus "aufschrauben und nachsehen" geworden? Wenn noch alle Zahnräder Zähne haben, dann ist's wohl die Steuereinheit, was? Aber mich fragt ja keiner. Hätte ich das früher gewusst, wäre ich auch KFZ-Mechaniker geworden. Da darf man offensichtlich heutzutage mit Autos UND Computern spielen. Fuck you!

Noch frecher warst allerdings du, AVIS! Du besitzt den kühnen Witz, mir als Ersatzfahrzeug eine faktische Kopie meines eigenen Autos zu geben. Ausstattung, Farbe, Motor. Alles gleich - bis auf's Schaltgetriebe! Nach 10 Sekunden fühlt man sich wie zuhause - aber an jeder Ampel ist die Karre aus.... Wahrscheinlich ist da ein Abwürgzähler eingebaut und ihr freut euch schon diebisch darauf den zu checken, wenn ich das Auto wieder abgebe. Andererseits könnt ihr ja eigentlich nicht viel Hoffnung haben, das Auto jemals wiederzusehen. Immerhin habt ihr mich zwar mit Navi aber ohne zugehörige Karten-DVD losgeschickt. Auf Nimmerwiedersehen! Fuck You!

Den Vogel hast allerdings du abgeschossen, McDonalds! Da kaufe ich mir also - nachdem die Kantine des Kunden schon seit Stunden geschlossen haben wird, sollte ich da jemals ankommen - was zu Futtern am Drive-Through-Schalter und du packst mir keine Servietten ein! Weisst du, ich kann nur eine bestimmte Anzahl Dinge gleichzeitig verrichten, aber jetzt brügel ich mit eine Auto über die Bahn, in dem ich mir den Weg selber suchen, die Gänge selber wechseln und auch noch die Geschwindigkeit selber konstant halten muss (den Tempomaten hat AVIS nämlich auch unterschlagen) und nun soll ich auch noch aufpassen, dass ich mich nicht beklecker?? FUCK YOU!

Realist (Mit Ketchupfleck auf'm Hemd)

PS: Um der Wahrheit die Ehre zu geben, fand ich die DVD dann schlussendlich doch im Handschuhfach. Sie erwies sich allerdings als CD mit "Nur Deutschland"-Karten. Perfides Pack! Damit komm' ich zwar nicht zu meinem Kunden, aber zurück zum Vermieter. Ihr lacht wahrscheinlich immer noch.


Montag, 13. April 2009

Intern: Probleme mit den Bildern im Blog (von Realist)

Picasa mag im Moment unsere Bilder nicht mehr heraussrücken. Das ein oder andere wird also im Moment nicht angezeigt - aber das ist alles DEREN Schuld :-)

Ihr Realist


Leben: Kleiner Lauschangriff (von Optimist)

Freie Platzwahl im Café und ich suche mir heute den Tisch aus, der ganz dicht neben den Verbindungsbrüdern steht (mit lustigen Bändern und Mützen). Kleiner Lauschangriff! da weht sicher mal eine Ungeziemlichkeit zu mir rüber. Vielleicht auch was Knackiges - gegen Ausländer, Schwule und Frauen, wenn es gut läuft. Dann zerreisse ich sie im Blog. Gleich im Anschluss!

Über eine Stunde vergeht und die Ernte ist dünn: Kräftemessen mit Geschichtswissen, beruflichem Erfolg und Lästerei über Verbindungsbrüder, die nicht dabei sind. Und überhaupt: Schon Zehn Uhr morgens, und noch kein einziges Bier auf deren Tisch.

Vorurteile sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Optimist

Leben: Narrenkappe (von Realist)

Das hat mal also davon, wenn man sich einen Benz bestellt und eine Schwester hat, die sich nicht zu schade ist eigens Häkeln zu lernen, nur um einen zu ärgern.

Auf die Hutablage wartend,
Realist

Freitag, 10. April 2009

Leben: Humor im Alter (von Optimist)

Frühling, die Sonne scheint auf die Terrasse des Cafés und es füllt sich ab zehn Uhr mit der üblichen Melange: Singles, verliebte Paare oder Paare mit Kindern. Sichtbar mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen hat ein wohlgekleideter älterer Herr, der sich mühsam und auf Krücken zu seinem Stammplatz vorschleppt, mit lautem Ächzen in den viel zu tiefen Korbstuhl sinkt und anschließend geduldig auf die Bedienung wartet.

Während ich mich wieder mit halber Kraft meiner Zeitung widme, bestellt der alte Herr einen Espresso, nestelt an einer Pillendose herum und taucht allmählich die umliegenden Tische in dicke Rauchschwaden seiner frisch entzündeten, dicken Zigarre.

Sein Espresso kommt, 30 Sekunden später folgt überraschend ein zweiter. "Oh," sagt die zweite Bedienung, "sie haben ja ihren Espresso bereits!" und will gerade samt Espresso kehrt machen, da sagt er: "Ach, lassen sie ihn da ...". Sie freut sich, stellt ab und ist bereits auf dem Weitermarsch, da ruft er laut und mit krächzender Stimme hinterher: " ... ist doch scheissegal, wovon mir schlecht wird!!"

Über seinen eigenen Galgenhumor erheitert, fällt er kurz nach dem Zug an seiner Zigarre vom Gelächter in sekundenlanges Husten über, dessen Geräuschkulisse keinen Zweifel darüber lässt, welch Masse sich dort in den schillerndsten Farben ihren Weg an's Tageslicht bahnt.

Ach - Humor im Alter ist doch was Feines.

Einen Augenblick später lasse ich mir noch einen Espresso mehr bringen, als ich eigentlich vertrage. Mit dem einsetzenden Schwindel lege ich die Zeitung endgültig zur Seite, genieße den Ausblick und sehne mich nach dem Geschmack einer guten, handgerollten, kubanischen Zigarre. Mein Hüsteln wirkt noch reichlich künstlich; vielleicht sollte ich doch langsam mit dem Rauchen anfangen ...

Sieht die nächste halbe Stunde nur verschwommen

Optimist

Mittwoch, 8. April 2009

Leben: Argumentationsnöte (von Optimist)

Wenn es für mich soetwas wie ein Referenzgericht in einem ilalienischen Restaurant gibt, dann ist das Penne Arrabiata. Das habe ich schon hundert mal probiert und messe daran alles. Penne Arrabiata gut - Restaurant gut. So einfach ist das.

Nun haben wir mit dem Pachtlokal in unserem Bürohaus nicht allzuviel Glück. Die Lage ist schlecht und meistens versuchen sich Anfänger, denen die schlechte Lage nicht bewusst ist. Und nach spätestens sechs Monaten ist dann wieder schluss: Zu schlechtes Essen, zu wenig um satt zu werden, zu lange Wartezeiten, keine Stühle auf der Sonnenterrasse, Espresso draussen teurer als drinnen - wir hatten schon die ganze Bandbreite des gastwirtschaftlichen Versagens dort. Aber jeder bekommt seine Chance und weil's meistens Italiener sind (oder Albaner, die sich als Italiener ausgeben), esse ich dort Penne Arrabiata. Mal schmecken sie nicht, mal zu wenig Penne, mal dauert es zu lange ... sie haben das Bild?

Seit wenigen Tagen versucht wieder ein neuer Pächter sein Glück. Die Speisekarte ist - wenig überraschend - überwiegend italienisch und die Auswahl bei der Erstebestellung war Naturgesetz.

Bis es zur Bestellung kam, verging einige Zeit, weil ich erst barsch beigebracht kam, doch an der Theke zu bestellen, man halte es mit dem Personal kurz, der Kosten wegen. Also gut. Theke. Penne Arrabiata. Wieder raus auf die Terrasse.

Ruck zuck stand das Essen auf dem Tisch und schmeckte wider erwarten ganz ausgezeichnet. Ich würde sogar sagen: Top Ten! 20-30 Sekunden später jedoch ging schrillend der Alarm los. Der Schärfealarm. Der Gaumenhöllenalarm. Glauben Sie mir, ich bin einiges an Schärfe gewöhnt, gewiss kein Kind von Traurigkeit in Sachen Feurigkeit, aber das war definitiv nicht auszuhalten. Einen halben Teller habe ich irgendwie geschafft, die Augen tränten, das Glas Wasser war schon nach zwei Bissen fast leer und in einem Anfall von Freundlichkeit kommt der Chef vorbei und fragt: "Unde? Schmeckte?". Ich keuchte, bejahte, gab aber sofort zu Protokoll, dass es viel zu scharf und damit fast ungenießbar sei.

Der Chef, das Hemd aufgeknöpft bis zum Bachnabel, der schöne Vollhaarpelz nur noch von einer bauchtief hängenden, massiven Goldhalskette an Liebreiz in den Schatten gestellt, schaute mich ungläubig an, baute sich vor meinem Tisch auf, hob die Arme deutlich mehr als notwenig in die Luft und erklärte: "Penne Arrabiata!!".
Regie: Chef Abgang hinten links, Ende der Argumentation.

Ich saß fassungslos da, bar jedes möglichen Gegenarguments, mein Körper schwitze um seine bloße Existenzrettung Bäche und Ströme an allen Seiten und mein Gaumen brannte wie die abgeschaffte Vorhölle.

Ich werde auf einen weiteren Anlauf verzichten. In spätestens sechs Monaten ist der nächste Pächter dran. So ein Zyklus hat ja auch was Positives.

Sucht noch immer nach einem Gegenargument

Optimist
(ohne Gaumen)