Mittwoch, 8. April 2009

Leben: Argumentationsnöte (von Optimist)

Wenn es für mich soetwas wie ein Referenzgericht in einem ilalienischen Restaurant gibt, dann ist das Penne Arrabiata. Das habe ich schon hundert mal probiert und messe daran alles. Penne Arrabiata gut - Restaurant gut. So einfach ist das.

Nun haben wir mit dem Pachtlokal in unserem Bürohaus nicht allzuviel Glück. Die Lage ist schlecht und meistens versuchen sich Anfänger, denen die schlechte Lage nicht bewusst ist. Und nach spätestens sechs Monaten ist dann wieder schluss: Zu schlechtes Essen, zu wenig um satt zu werden, zu lange Wartezeiten, keine Stühle auf der Sonnenterrasse, Espresso draussen teurer als drinnen - wir hatten schon die ganze Bandbreite des gastwirtschaftlichen Versagens dort. Aber jeder bekommt seine Chance und weil's meistens Italiener sind (oder Albaner, die sich als Italiener ausgeben), esse ich dort Penne Arrabiata. Mal schmecken sie nicht, mal zu wenig Penne, mal dauert es zu lange ... sie haben das Bild?

Seit wenigen Tagen versucht wieder ein neuer Pächter sein Glück. Die Speisekarte ist - wenig überraschend - überwiegend italienisch und die Auswahl bei der Erstebestellung war Naturgesetz.

Bis es zur Bestellung kam, verging einige Zeit, weil ich erst barsch beigebracht kam, doch an der Theke zu bestellen, man halte es mit dem Personal kurz, der Kosten wegen. Also gut. Theke. Penne Arrabiata. Wieder raus auf die Terrasse.

Ruck zuck stand das Essen auf dem Tisch und schmeckte wider erwarten ganz ausgezeichnet. Ich würde sogar sagen: Top Ten! 20-30 Sekunden später jedoch ging schrillend der Alarm los. Der Schärfealarm. Der Gaumenhöllenalarm. Glauben Sie mir, ich bin einiges an Schärfe gewöhnt, gewiss kein Kind von Traurigkeit in Sachen Feurigkeit, aber das war definitiv nicht auszuhalten. Einen halben Teller habe ich irgendwie geschafft, die Augen tränten, das Glas Wasser war schon nach zwei Bissen fast leer und in einem Anfall von Freundlichkeit kommt der Chef vorbei und fragt: "Unde? Schmeckte?". Ich keuchte, bejahte, gab aber sofort zu Protokoll, dass es viel zu scharf und damit fast ungenießbar sei.

Der Chef, das Hemd aufgeknöpft bis zum Bachnabel, der schöne Vollhaarpelz nur noch von einer bauchtief hängenden, massiven Goldhalskette an Liebreiz in den Schatten gestellt, schaute mich ungläubig an, baute sich vor meinem Tisch auf, hob die Arme deutlich mehr als notwenig in die Luft und erklärte: "Penne Arrabiata!!".
Regie: Chef Abgang hinten links, Ende der Argumentation.

Ich saß fassungslos da, bar jedes möglichen Gegenarguments, mein Körper schwitze um seine bloße Existenzrettung Bäche und Ströme an allen Seiten und mein Gaumen brannte wie die abgeschaffte Vorhölle.

Ich werde auf einen weiteren Anlauf verzichten. In spätestens sechs Monaten ist der nächste Pächter dran. So ein Zyklus hat ja auch was Positives.

Sucht noch immer nach einem Gegenargument

Optimist
(ohne Gaumen)

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